Mein Wunsch war es schon immer nach dem Abitur eine Zeit im Ausland zu verbringen und so eine neue Kultur, eine neue Sprache und vor allem neue Leute kennenzulernen. Jamso Trainee habe ich über eine Messe in Berlin gefunden. Mich hat das Modell eines Auslandspraktikums und zeitgleich mit vielen anderen Menschen zusammen wohnen und leben total angesprochen. So habe ich mich für das Tourismuspraktikum in Kombination mit 3 Wochen Spanisch Sprachkurs in Costa Rica und 3 Monate Online Sprachkurs im Vorfeld entschieden. Da ich gar kein Spanisch konnte, war der Onlinekurs auf jeden Fall die richtige Entscheidung, um ein Gefühl für die Sprache zu bekommen und einfache Small-Talks zu beherrschen. Dennoch darfst du nicht erwarten, dass dein Spanisch nach diesem Kurs ansatzweise perfekt ist. Als ich Mitte Oktober in Costa Rica ankam, war ich natürlich wie bestimmt jeder andere sehr aufgeregt. Ich wurde wie geplant am Flughafen von Jamsos nettem und sehr hilfsbereitem Fahrer abgeholt, bei dem ich auch die erste Nacht in San José verbrachte. Am nächsten Tag brachte er mich zum Bus Richtung Pazifikküste. Gespannt auf, das, was mich erwartet, wurde ich in der Unterkunft total herzlich von ganzen lieben Mädels begrüßt. Sie zeigten mir alles in der Unterkunft und halfen mir bei der Kommunikation mit der Gastmutter, diese und auch die zweite Gastmutter, spricht nur Spanisch. Zu meinem Anreisezeitpunkt war die Unterkunft mit 20 Leuten komplett ausgelastet und es war definitiv anfangs sehr überwältigend so viele neue Eindrücke, Gesichter und Namen, die ich nach 2 Minuten eh wieder vergessen hatte, kennenzulernen. Wo was ist und wie ich am besten am nächsten Tag zur Sprachschule komme, wurde mir alles von meinen Mitbewohnern gezeigt. Die 3 Wochen Sprachkurs waren definitiv intensiv. Ich war 5 Tage die Woche à 4 Stunden im 1 zu 1 Unterricht, was ehrlich gesagt sehr an mir gezerrt hat. Trotzdem habe ich danach wirkliche Fortschritte gemerkt.
Die Wochen in der Sprachschule vergingen wie im Flug und ich erlebte viel mit den anderen und kam nach und nach immer mehr an. Wenn du dich für die Freiwilligenunterkunft in Costa Rica entscheidest, darfst du nicht mit Luxus rechnen. In welches Zimmer du kommst ist Glücksache, manche sind neu renoviert, andere eher altmodisch. Auch das Essen ist eintönig. Reis und Bohnen gibt es auf jeden Fall jeden Tag und Ticos lieben es, das Essen mit viel Öl zuzubereiten. Auch die „Waschmaschine“ ist anders als in Deutschland. Nach meinem dreiwöchigen Sprachkurs fing mein Tourismuspraktikum an. Ich erhielt dafür eine Nummer und den Standort von meiner Vorgängerin. An meinem ersten Tag bekam ich nur eine kurze Einführung und durfte dann wieder zeitig gehen. Zusammengefasst bestand meine Woche aus 6 Arbeitstagen, 3 bis 4 Tage war ich auf einer Tour wie z.B. Combo-Tour (Whale- & Dolphinwatching), Schnorcheln oder Wandern im Nationalpark. Die restlichen Tage war ich im Office. Mein Unternehmen war sehr organisiert und ordentlich, was mir sehr gefallen hat. Aber das wurde dort auch von den Mitarbeitern ausgestrahlt. Alle waren sehr freundlich und vor allem lustig, aber der bekannte lässige Tico-Charakter kam hier nicht wirklich durch, da alles reibungslos und zur Zufriedenheit der Kunden ablaufen sollte. Mein Tag startet fast immer um 6 Uhr mit der Coffee-Station, an welcher ich die Klienten mit Café, selbst gebackenen Keksen und Bananenbrot bediente. Danach ging es entweder auf einer Tour oder im Office weiter, so hatte ich manche Tage schon um 13 Uhr Schluss, andere jedoch erst um 17 Uhr. Frühstück und Mittag hab ich immer auf der Arbeit bekommen, das war super und wirklich lecker. Wenn du dich für das Tourismuspraktikum entscheidest, sind Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und vor allem Eigenständigkeit sehr wichtig. Niemand sagt dir wirklich, was du tun sollst, aber trotzdem will man dich nicht herumstehen sehen. Das heißt, du musst dir selber Aufgaben suchen und selbstständig erkennen, wo Hilfe gebraucht wird. Es ist nicht immer ganz leicht, wenn andere Freitagabend rausgehen, um zu feiern und du am nächsten Tag um 6 arbeiten musst, dennoch erlebst du auf den Touren Dinge, die du nie vergessen wirst und für die sich das frühe Aufstehen lohnt. Die meisten Kollegen, außer den Guides, sprechen Spanisch. Das war für mich am Anfang eine Challenge. Ich hatte zuvor zwar die 3 Wochen Intensivkurs, aber schnelles Sprechen und viele neue Vokabeln waren eine Herausforderung. Aber ich wurde am Ende meiner Zeit von vielen gelobt, wie sich mein Sprechen verbessert hat und ich habe auch selber im letzten Monat gemerkt wie gut es läuft und, dass ich immer mehr verstehe und sagen kann. Daher ist die Kombinationen aus der Sprachschule (Theorie) und einem Projekt, indem du die Sprache anwenden kannst (Praxis) echt toll, um eine neue Sprache zu erlernen. Die knappen vier Monate sind wir im Flug vergangen. Am Anfang denkt man sich, was eine lange Zeit, aber man erlebt so viel, lernt so viele Menschen kennen, das verfliegt alles.
Den ersten Monat braucht man zur Eingewöhnung: den Ort, die Unterkunft, die Leute kennenlernen. Im zweiten Monat bist du schon mehr angekommen und kannst dich den Leuten besser öffnen, da man nicht mehr der oder die ‘Neue’ ist und die Schüchternheit ablegt. Spätestens nach den 8 Wochen hast du ein neues Zuhause. Das ist ein wirklich tolles Gefühl, am anderen Ende der Welt zu Hause zu sein. Ausschlaggebend waren dafür die Menschen. Du kommst in die Unterkunft und es ist immer jemand da, mit dem du reden kannst, 24/7 hast du Leute im gleichen Alter um dich herum. Wenn es Probleme gibt, löst man diese zusammen. Als ich nach 15 Wochen alle verlassen habe, bin ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge gegangen. Es fiel mir schwer auf der Arbeit „Tschüss“ zu sagen, da ich alle nach 12 Wochen wirklich lieb gewonnen hatte und ich jeden Tag witzige und einzigartige Dinge erlebt habe. Noch viel schwerer fiel es mir aber, die Unterkunft zu verlassen, da die Leute dort wie meine zweite Familie geworden waren. Zwar verbringst du nicht die komplette Zeit mit allen, es ist eher wie ein fliegender Wechsel, aber trotzdem schließt du jeden super schnell in dein Herz. Gleichzeitig freute ich mich auf Deutschland, meine Familie und Freunde. Und vor allem war ich dankbar für 4 Monate, an die ich mich mein ganzes Leben zurückerinnern werde und Menschen, die diese Zeit so unvergesslich gemacht haben. Daher kann ich jedem so ein Abenteuer empfehlen, aber du solltest dich darauf einstellen, dass alles nicht immer wie geplant läuft und der Zusammenhalt mit den Menschen in deiner Umgebung am Wichtigsten ist.